Mensch, Verwandler: Anthologie zum 1. Berliner Preis für Science Fiction

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»Politicians should read science fiction, not westerns and detective stories«, schrieb der große Arthur C. Clarke. Recht hatte er. Recht hat er weiterhin. Denn gegenwärtig werden die Grenzen des Menschseins allerorten neu ausgelotet. Und es sind gerade die fantastischen Erzählformen, die uns einen Blick in die Zukunft ermöglichen, den eine realistische Erzählung so vielleicht nicht gestattet. Das Stichwort für die hier versammelten Beiträge zum Berliner Preis für Science Fiction, vom Radiator Verlag kuratiert und dieses Jahr erstmalig ausgetragen, war Posthumanismus/Transhumanismus.

Hinter diesen beiden Vokabeln verstecken sich Konzepte, die bereits heiß diskutiert werden und die wohl ohne Zweifel in Zukunft nur an Bedeutung gewinnen werden. Identisch sind diese beiden Ideenfelder nicht, überschneiden sich jedoch in der Vorstellung, dass es den Menschen, wie wir ihn heute für natürlich halten, so nicht gibt. Posthumanistische Debatten argumentieren, dass der moderne Mensch ein Produkt bestimmter geschichtlicher Entwicklungen ist und dementsprechend keine überzeitliche Geltung verlangen darf. Nietzsche, Huxley, Wiener, Houellebecq – die Liste prominenter Fürsprecher ist lang. Foucault sprach in Die Ordnung der Dinge Mitte der 60er Jahre davon, dass der »Mensch verschwinden wird wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand«. Die Zukunft wird zeigen, ob die Grenzen zwischen Technologie und menschlichem Leben zunehmend fließend werden – möglicherweise mit der Entstehung nicht-menschlicher Formen von Bewusstsein.

Der Transhumanismus versteht sich als Projekt zur Verbesserung der Menschheit durch Anwendung neuer Technologien wie Bioengineering, KI oder Nanotechnologie. Menschliche Einschränkungen sind da, aufgehoben zu werden, aus der wilden Evolution soll geordnete Optimierung werden. Die Beiträge zum Preis erkunden dementsprechend eine Gemengelage, welche die Visionen der Science Fiction bereits lange vor der Prägung dieser beiden Begriffe anleitete. Die Bestimmung der Richtung, in welche die entfesselten, prometheischen Kräfte der Gegenwart steuern, ist eine der wichtigen Fragen dieser Gattung.

Aufregend war es bei der Sichtung der großen Zahl an Einsendungen, den Texten über die Schulter zu gucken, wie sie dieses Stichwort in literarische Erzähltexte übertragen. Ganz unterschiedliche Wege wurden gewählt.

Spoiler-free trailer: Wir begegnen einem Wesen, das aus einer anderen Welt zu stammen scheint, von den Bewohnern dieser Erde, offenbar unfähig zum Umgang mit dem schlechthin Anderen, jedoch sofort mit ein und demselben menschlichen Pech übergossen wird, mit dem wir auch unseren politischen Alltag tränken; wir treffen den letzten Menschen, der ohne jedes Bewusstsein für seine Taten nebenbei das Ende der Menschheit einläutet; wir begegnen einer seltsamen Bedienungsanleitung für den verbesserten Menschen der Zukunft. Die Entscheidung für acht Finaltexte war ungemein schwierig. Umso sicherer konnten wir schließlich sein, dass uns hier definitiv acht starke Texte zugefallen sind.

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